Handwerk vereint mit besonderen Geschichten
Ein Teppich ist mehr als nur ein Teppich.
Diese Woche fand für unser Grünbeck Team eine professionelle Teppich Schulung mit einem echten Spezialisten, Hr. Friedrich Bender von Walter Knoll, statt.
Herr Bender ist ein Mann vom Fach. Er war selber jahrelang in der Teppichbranche mit seiner Firma KYMO vertreten, kennt die Vor- und Nachteile der verschiedenen Materialien und weiß genau, wie ein Teppich hergestellt wird. Auf dem Tisch vor uns hat er einige Muster von Walter Knoll platziert und fängt sogleich mit seiner mitreißenden Art zu erzählen an.
B: Wofür kann man einen Teppich einsetzen? Wie verwenden wir ihn? Man kann sie als Eye-Catcher verwenden, um Bereiche zu definieren und um den Wohlfühlfaktor zu steigern. Vor Tausenden von Jahren wurden Teppiche bereits von Nomaden eingesetzt, der älteste erhaltene Teppich kann bis ins 5. Jhdt. v. Chr. nachgewiesen werden.
Herr Bender erzählt uns, wie er zur Firma Walter Knoll gekommen ist und dass sich der hohe Qualitätsanspruch, die Handwerkskunst und die Herstellung mit natürlichen Materialien von vielen anderen Firmen stark unterscheidet.
B: Walter Knoll Teppiche haben eine Geschichte, einen Charakter. Die Grundlage für die Idee eines jeden Teppichs sind Eindrücke und Impressionen von Landschaften und Farben Afrikas, die Markus Benz, CEO von Walter Knoll, auf seinen Afrikareisen gesammelt hat.
Warum gerade Afrika? Weil Afrika die Wiege der Menschheit ist, weil uns die Bilder von Savannen und Dünenlandschaften vertraut vorkommen. Wir empfinden die Farbwelten als angenehm.
Man erklärt uns, dass nach der Selektion eines Bildes, das Werk in die Hände von Helmut Scheufele kommt. Herr Scheufele ist Künstler und international anerkannter Experte für Textilien, Farben und Design. Er greift die Farben aus den Landschaftsbildern auf und entwirft mit Öl und Acrylfarben abstrakte Bilder dazu.
Die Farben der Teppiche passen auch zu den Ledern und Stoffen von Walter Knoll, so dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht.
B: Jeder Walter Knoll Teppich erhält einen passenden Namen. Hier haben wir zum Beispiel Chimbuka, was „Sonnenaufgang“ auf Swahili bedeutet. Stellt man das Landschaftsbild dem abstrakten Teppichmuster gegenüber, versteht man auch gleich warum. Die Teppiche sind Stücke mit Geschichte und Charakter.
Bei Walter Knoll gibt es insgesamt drei verschiedene Teppicharten Patterned (gemustert), Plain (uni) und Silk.
B: Silk, unsere Seidenteppiche, sind besonders hochwertig, sie bestehen aus 100% chinesischer Seide. Es sind sehr weiche, glänzende Teppiche, die ihre Struktur je nach Blickwinkel ändern und den ganzen Teppich beleben. Inspiration für die Seidenteppiche von Walter Knoll sind Edelsteine aus Afrika. Tief im Erdreich verborgen, entfalten sie ihre wahre Schönheit erst bei Lichteinfall. Auch hier hat jeder Teppich eine Geschichte und Bedeutung: Der Seidenteppich Waridi beispielsweise ist vom Rosenquarz inspiriert, der Stein der Liebe und des Herzens.
Nach dieser Einführung geht es nun tiefer in die Materie. Wir kommen zu den verschiedenen Materialien und der Garnproduktion. Walter Knoll verwendet drei verschiedene, natürliche Materialien für seine Teppiche. Tibetische Hochland-Brennnessel, charakteristisch für die dortige Region, tibetische Hochlandwolle, die eine besonders hohe Qualität und Farbbrillanz aufgrund des Klimas aufweist, sowie chinesische Seide, die eine besondere Weichheit und einen wunderschönen Glanz besitzt.
Im Folgenden gibt uns Herr Bender einen Einblick in die Gewinnung der Hochland-Brennnesseln sowie in den Färbungsprozess.
B: Für die Ernte haben die Arbeiterinnen und Arbeiter eine 7-8-tägige Wanderung ins Hochland vor sich. Die Brennnesseln werden geerntet, die Blätter entfernt. Danach werden die Stängel in Wasser gebadet und anschließend getrocknet. Sind die Stängel getrocknet, werden sie per Hand gekämmt, bis man sie zu einem Faden verspinnen kann. Es werden praktisch keine Maschinen für die Herstellung verwendet. Denn es ist eine alte, besondere Handwerkskunst.
Danach werden die Garne mit Schweizer Farben gefärbt. Diese Farben sind nach europäischen Kriterien zertifiziert, frei von Schadstoffen, farbecht und UV-beständig. Gefärbt wird am Ort der Erzeugung.
Nach dem Färbeprozess werden die Garne an der freien Luft unter der Sonne getrocknet. Anders als in einer Trocknungskammer erhält man so brillantere Farben und frischeres Garn, da die Luft gut zirkulieren kann.
Im nächsten Schritt bringt uns Herr Bender die Knüpftechnik näher. Wir sehen Fotos, Videos und betrachten die Knoten auf den Teppichmustern eingehend.
B: Alle Teppiche von Walter Knoll werden per Hand auf einem sogenannten Knüpfstuhl geknüpft. Pro Teppich arbeiten eingespielte Teams von 3-4 Personen nebeneinander.
Über den Teppichen hängt ein Ausdruck des geplanten Teppichs, bei dem jeder Knoten als farbliches Pixel extra vom Graph Master dargestellt wird. Diese Arbeiten benötigen viel Wissen und Ausdauer, immerhin besteht ein Teppich aus ca. 150.000 Knoten pro Quadratmeter.
Um eine Fläche von ca. 30x15 cm zu knüpfen, benötigen vier Personen in etwa drei Tage. Das ist der Grund für die längeren Lieferzeiten. Jeder Teppich wird extra gefertigt. Dabei kommt es auch oft auf kleinste farbliche Abstimmungen an, in denen sich die einzelnen Fäden unterscheiden.
Hierzu muss man wissen, dass bei Walter Knoll Teppichen ein Faden aus drei Komponenten besteht: Seide, Wolle und Brennnessel. Je nach Zusammensetzung des Fadens entsteht ein kleiner Farbunterschied, welcher die fließenden Farbübergänge möglich macht.
Nach ca. vier Monaten ist ein Teppich fertig geknüpft, mit reinem Wasser gewaschen und unter freiem Himmel getrocknet. Danach erhält er ein Finishing mit einer Schere, um grobe Unebenheiten zu entfernen.
Bei diesen handgeknüpften Teppichen muss auch keine Latexschicht oder ähnliches an der Unterseite angebracht werden. Allein die Knüpfung sorgt für die Stabilität. Handgeknüpfte Teppiche sind daher auch wesentlich belastbarer als getuftete oder gewebte Teppiche.
Herr Bender zeigt uns ein Video, um uns den Prozess der Herstellung noch einmal näher zu bringen. Man sieht, wie Fäden per Hand gesponnen, Garne in prächtigen Farben gefärbt werden und die Materialien dann in der Sonne trocknen. Man sieht Männer und Frauen, die die Teppiche mit viel Können knüpfen, waschen und nochmals genau kontrollieren.
B: Zum Abschluss noch ein wichtiges Thema: Walter Knoll arbeitet mit dem Verein STEP Hand in Hand.
Mit dieser Zusammenarbeit garantiert Walter Knoll faire Löhne, Gleichbehandlung von Mann und Frau, Arbeitsschutzmaßnahmen, keine Kinderarbeit sowie hygienische Standards in seinen Produktionsstätten.
Wir haben heute viel über die Geschichte, Materialien, Herstellung sowie soziale Aspekte bei der Herstellung von Teppichen gehört. Jedes Stück ist ein Unikat, das mit viel Wissen und Ausdauer per Hand gefertigt wird. Bei Walter Knoll haben sie eine Hintergrundgeschichte und stehen für etwas ganz Besonderes.
Manche Teppiche sind eben mehr als nur das.